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Medienkritische Fehlzündung: Der Knall (2021)

In Der Knall versucht der gefallene TV-Journalist Arjun Pathak, eine Terrorlage für seine eigenen Zwecke auszunutzen.

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In Der Knall versucht der gefallene TV-Journalist Arjun Pathak, eine Terrorlage für seine eigenen Zwecke auszunutzen.

Text: Patrick Torma. Bildmaterial: Netflix.

Es gab Zeiten, in denen Arjun Pathak (Kartik Aaryan) ein gefeierter TV-Journalist war; seine Catchphrase „Was immer ich sage, soll wahr sein“ ein Markenzeichen des Vertrauens. Doch inzwischen sind sowohl seine erfolgreiche Karriere und als auch das glückliche Privatleben mit seiner Ehefrau Saumya (Mrunal Thakur), ebenfalls Reporterin, nicht mehr als in einer Cloud abgelegte Erinnerungsfetzen. Der Knall (OT: Dhamaka) steigt mit einer zuckrig-klebrigen Handy-Clip-Montage ein, um uns in eine triste Gegenwart zu befördern. Dort fristet der einstige Strahlemann Pathak ein Dasein als zerknitterter Moderator einer einfallslosen Call-In-Sendung.  

In dieser Rolle bekommt er es mit einem unangenehmen Anrufer zu tun. Pathak wimmelt ihn aus der Leitung. Doch sein mitteilungsbedürftiges Gegenüber hält mit telekommunikativem Hokus Pokus dagegen und mogelt sich an der Sendetechnik vorbei zurück in die Show. Er droht, eine nahegelegene Brücke in die Luft zu sprengen, sollte Pathak ihm nicht das Wort erteilen. Der Host quittiert die Ansage mit einem zynischen „Mach doch!“ – kurz darauf detoniert tatsächlich ein Sprengsatz auf besagter Brücke.

Eine Presse, die Einschaltquoten über Menschenleben stellt

Pathak schaltet schnell: Anstatt die Polizei zu verständigen, entscheidet er sich, seine Karriere zu rebooten. Er erzwingt seine Rückkehr auf den TV-Schirm. Wobei sich der Widerstand seiner noch skrupelloseren Produzentin in Grenzen hält. Auch sie wittert Quotengold und, damit einhergehend, eine prestigeträchtige Beförderung. Allerdings: Mit einem Bombenleger live on air geraten Situationen schnell außer Kontrolle …

Die Beißreflexe des Sensationalismus und problematische Formen der Berichterstattung, insbesondere im Falle von Verbrechen und Tragödien, sind beliebte wie berechtigte Aufhänger für Medienkritik. Es gibt Filme wie Gladbeck oder Zodiac, die sich an echte journalistische Fehltritte anschmiegen, um uns die Notwendigkeit ethischer Standards in den Medien vor Augen zu halten. Daneben gibt es Filme, die diese Reflexion über die Satire herleiten, wie die clevere indische Medien-Groteske Live aus Peepli. Und es gibt moralinsaure Beiträge wie Costa-Gavras Mad City oder Jodie Fosters Money Monster, die ihre Kritik mit dem Holzhammer vortragen, um eine besonders effekthascherische Wirkung zu erzielen.

Arjun Pathak lässt sich auf ein brenzliges Spiel ein, wo dem er glaubte, dass er es beherrscht. Doch die Spielregeln diktiert jemand anderes.
Arjun Pathak lässt sich auf ein brenzliges Spiel ein, wo dem er glaubte, dass er es beherrscht. Doch die Spielregeln diktiert jemand anderes.

Der Knall ist kaum an einer Auseinandersetzung interessiert

Der Knall gehört zur Kategorie der letztgenannten Beispiele – nur dass die ebenfalls aus Indien stammende Netflix-Produktion geradezu mit der Abrissbirne zu Werke geht. Und dann noch daneben zielt. Denn die Schurkenhaftigkeit der Medien ist überlebensgroß aufgeblasen, dass es müßig ist, Parallelen zur Realität zu suchen. Der Film selbst scheint, wenn überhaupt, nur am Rande an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema interessiert. Stattdessen nimmt er eine pathetisch-nihilistische Stimmung an, die medienfeindliche Narrative herunterbetet. Das System ist korrupt, jede Nachricht eine Lüge, das Publikum ein Spielball kapitalistischer Interessen.

Zugegeben, um den Zustand der Presse in Indien ist es nicht besonders gut bestellt und irgendwann will Der Knall doch darauf hinaus, dass der Journalismus in seiner Grundidee wichtige gesellschaftliche Funktionen zu erfüllen hat. Aber nach 100-minütigem Widerkäuen plakativer Plattitüden gehen derartige Nuancen unter. 

Der Knall bietet nur leidlich spannendes Geiseldrama

Stattdessen konzentriert sich Der Knall darauf, ein Gemisch aus Geiseldrama und Kammerspiel anzurühren. Die Handlung spielt sich komplett in der Enge eines Sendestudios ab. Was sich in der Außenwelt zuträgt, betrachten wir durch das Auge der Dauerberichterstattung. Doch auch in dieser Hinsicht erweist sich der Film als Fehlzündung. Warum sollten wir uns um die Versehrtheit opportuner Aasgeier scheren, die Einschaltquoten über Menschenleben stellen? Ja, irgendwo da draußen gibt es unschuldige Menschen, die zwischen die Fronten geraten sind, aber in diesem Schauspiel sind sie kaum mehr als ein Hintergrundrauschen.

Der Knall, übrigens ein Remake des südkoreanischen Thrillers The Terror live aus dem Jahre 2013, überspannt den Bogen völlig und ist dennoch belanglos von der ersten bis zur letzten Minute. Der Quatsch wäre der passendere Filmtitel gewesen.

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COMMENTS

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    Okay, der Februar ist nicht geprägt von Award-verdächtiger Unterhaltung. Autsch, tut mir leid, dass du dir das antun musst. 

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