Superman ein Super-Journalist? Nach unserem Podcast zu Superman, schauen wir uns weitere Filme an. Heute: Superman II – Allein gegen alle.
Superman ein Super-Journalist? Nach unserem Podcast zu Superman, schauen wir uns weitere Filme an. Heute: Superman II – Allein gegen alle.
Superman – ein Super-Journalist? Nachdem wir in unserem Podcast den ersten Auftritt von Christopher Reeve im roten Cape unter die Lupe genommen und wir allgemein über das journalistische Vermögen von Clark Kent sinniert haben, tauchen wir tiefer ins filmische Superman-Universum ein. In den kommenden Wochen legen wir Einzelbesprechungen der Folge-Filme nach. Los geht’s mit Superman II – Allein gegen alle.
Text: Patrick Torma. Bildmaterial: Warner.
Sollte unsere heldenhafte Podcast-Folge noch ungehört in Eurem Podcatcher schlummern – das ist bisher passiert: Das Intro von Superman (1978) lässt Presseherzen höherschlagen. Wir erfahren, wie die Menschen in Metropolis mit den Auswirkungen einer beispiellosen Wirtschaftskrise ringen, Armut und Korruption setzen der Stadt zu. In diesem Sumpf sei der Daily Planet, wichtigste Zeitung in der Mega-City, ein „Symbol der Hoffnung“, wie uns eine Stimme aus dem Off weismachen will.
Blöd nur, dass uns der Film anschließend eine andere journalistische Realität auftischt. Chefredakteur Perry White etwa kultiviert einen marktschreierischen Revolverblatt-Stil. Seine beste Reporterin, Lois Lane, fällt durch ehrgeizige Unbeholfenheit und eine eklatante Rechtschreibschwäche auf. Und für Clark Kent ist das Reporterdasein nicht mehr ein Deckmantel – nie sieht man Superman in seiner Tarnidentität auch nur irgendeine Zeile abliefern. Ein Kuckucksei im Redaktionsnest. Wenn so die Hoffnung aussieht, dann gute Nacht, Metropolis.
Lois Lane und die gefährliche Jagd nach dem Pulitzer-Preis
Die Ungerechtigkeiten vor der eigenen Haustür bleiben auch in der Fortsetzung unangetastet. Es warten globale Gefahren. Superman II – Allein gegen alle beginnt über den Dächern von Paris. Terroristen halten den Eiffelturm besetzt und drohen nun, eine Wasserstoffbombe zu zünden. Lois Lane (Margot Kidder) zeigt gleich, wie ernst sie es mit ihrem Ansinnen meint, endlich den Pulitzer-Preis einzuheimsen: Vorbei an Polizei und Absperrungen erklimmt sie das Wahrzeichen, um … ja, um was eigentlich? Um die Terroristen mit knackigen Fragen zu konfrontieren? Eine Live-Schalte ohne Live-Equipment zu starten?
Aus dem Blickwinkel der Berichterstattung ergibt Lois Vorgehen keinen Sinn. Schlimmer noch: Es ist das reinste Selbstmordkommando. Die Kollegen in der heimischen Redaktion äußern zumindest Bedenken. „Ist das nicht gefährlich?“, will Fotograf Jimmy Olsen (Marc McClure) wissen. „Wenn Paris in die Luft fliegt, dann muss mein bester Reporter [sic] vor Ort sein“, raunt Redaktionsleiter Perry White (Jackie Cooper). „So wie ich Lois kenne, kommt sie nicht nur mit einem Pulitzer-Preis zurück, sondern auch mit einem Interview mit der Wasserstoffbombe.“
Der Journalismus: Eine Profession für gewisse Situationen
Er kann sich glücklich schätzen, dass seine Korrespondentin überhaupt in einem Stück zurückkehrt. Was im ersten Moment wie die Charakterisierung einer mutigen Reporterin aussieht, ist in Wirklichkeit ein Kniff, der sich durch die gesamte Film-Reihe zieht. Denn ihre Profession bringt Lois immer wieder in Situationen, aus denen sie errettet werden muss. So auch dieses Mal: Superman greift ein, legt den Terroristen das Handwerk und lässt die Bombe im All verschwinden. Die Detonation setzt allerdings eine neue Gefahr frei – sie bringt die sogenannte Phantomzone zum Zerbersten, eine Art Space-Gefängnis, in das die drei aufrührerischen Kryptonier, angeführt von General Zod (Terence Stamp), zu Beginn von Teil 1 verbannt wurden.
Das Trio will Rache üben an Superman. Immerhin war dessen Vater Jor-El (Marlon Brando) nicht ganz unschuldig an ihrer Verurteilung. Nebenbei verwüsten die drei Rowdys Metropolis und statten der Daily Planet-Redaktion einen Besuch ab: Natürlich, um Lois Lane zu entführen. Die Reporterin erweist sich in diesem Serienteil als Supermans wahres Kryptonit, denn die Liebe zu ihr macht den Helden im wahrsten Sinne des Wortes schwach. Weil die kosmische Ordnung keine intimen Beziehungen zwischen Kryptonier und Menschenfrau duldet, gibt Superman seine überirdischen Kräfte auf.
Wie Weihnachten an Ostern: Clark Kent „recherchiert“
Vorausgegangen ist ein seltenes Ereignis: Lois und Clark betreiben gemeinsam „Recherchen“. Als Paar getarnt quartieren sich die beiden undercover in einem Honeymoon-Hotel ein, Ziel soll eine Reportage über halsabschneiderische Serviceleistungen sein. Eine journalistische Bruchlandung für Lois, wenn man bedenkt, dass sie gerade noch Terroristen nachjagen durfte. Aber gut, ein bisschen Entspannung sei ihr gönnt. Und wir dürfen zur Kenntnis nehmen, dass der Daily Planet bereit ist, mehr als nur Krawall und Klatsch ins Blatt zu hieven, auch bürgernahe Themen mit Nutzwert werden im Redaktionsplan berücksichtigt. Freilich haben sich die Recherchen schnell erledigt. Auch dieser Arbeitsauftrag ist lediglich ein Vorwand, schließlich muss das Drehbuch den beiden Figuren irgendwie Raum für Zweisamkeit verschaffen.
Der Journalismus in Superman II – Allein gegen alle ist mal wieder nur ein Story-Vehikel. Allerdings eines, das sich – über die Vorgaben der Comic-Vorlage hinaus – aufdrängt. Journalismus und Superheldentum passen mit Blick auf die hehren Absichten zusammen, bilden eine eigene, heilige Allianz. Hinzu kommt: Ende 1970er-Jahren rangieren Journalist*innen noch immer recht weit oben auf der Beliebtheitsskala. Auch wenn sich allmählich Abnutzungserscheinungen bemerkbar machen – die Kehrseite von Watergate, der Hang, Skandale herbeizuschreiben, wird immer mehr zum Thema (u.a. in Sidney Pollacks Die Sensationsreporterin von 1981). Wenn wir von diesem Standpunkt aus doch nochmal auf Superman zurückschauen: Möglicherweise ist die Diskrepanz zwischen journalistischem Anspruch und journalistischer Realität ein ironischer Kommentar auf diese Entwicklungen?
Produktionsgeschichte und ein vertraglich zugesichertes Laster
Immerhin: Die Figur der Lois Lane macht in Superman II – Allein gegen alle einen Wandel in Richtung „seriöse Reporterin“ durch. Sie leidet zwar weiterhin unter maßloser Selbstüberschätzung, kommt aber nicht mehr ganz so inkompetent daher. Dafür hat sie ein Laster „spendiert“ bekommen. Lois greift nun immer wieder zur Kippe. Das ist nicht etwa dem Stress geschuldet, den die Jagd nach journalistischen Meriten eben so mit sich bringt, sondern einem Werbedeal mit Marlboro. Neben der schwierigen Produktionsgeschichte ist der Film für sein schamloses Product Placement berüchtigt.
Die fragwürdigen Entscheidungen der Produzenten, Alexander und Ilya Salkind, blieben nicht ohne Konsequenzen für die Figur der Lois Lane. Der Erfolgsregisseur des Erstlings, Richard Donner, der bereits weite Teile von Superman II gedreht hatte, wurde gegen Richard Lester ausgetauscht, da er sich mit den Salkinds im Streit über die finanziellen Folgen einer Verwendung weiterer Aufnahmen Marlon Brandos überworfen hatte. Weil sich Lois Lane-Darstellerin Margot Kidder öffentlich auf die Seite Donners schlug, wurde ihre Rolle in Superman III zusammengestrichen. Tröstlich: Mit Blick auf die Qualität des Nachfolgers ist das nicht das Schlechteste, was ihr passieren konnte …
Unser Superman-Special
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