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Kurz notiert: Christina Hill und Sal Price – die Dünnbrettbohrer aus Dexter

Tagsüber Blutspurenanalyst bei der Mordkommission, nachts Serienkiller: In Dexter führt der Protagonist ein blutrünstiges Doppelleben.               

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Dexter Journalistin

Tagsüber Blutspurenanalyst bei der Mordkommission, nachts Serienkiller: In Dexter führt der Protagonist ein blutrünstiges Doppelleben.                    

So wie viele andere Charaktere in dieser US-Serie (2006 bis 2013). Die handelnden Personen sind selten schwarz-weiß, sondern voller Schattierungen. Ausgerechnet bei den zwei Journalistenfiguren Christina Hill und Sal Price macht das Skript eine Ausnahme. Journalistenfilme.de mit einem Abstieg in serielle Gefilde.

Von Patrick Torma. Bildmaterial: Showtime.

Zur Person: Christina Hill (Courtney Ford) ist Zeitungsjournalistin beim Miami Tribune und taucht zu Beginn der vierten Staffel auf. Offensichtlich ist sie die Spezialistin für die besonders harten (Kriminal-)Fälle, schließlich berichtet sie zum Zeitpunkt ihrer Einführung über die zwei alles bestimmenden Mordserien in Miami. Einer der Beamten im Morddezernat, Detective Joey Quinn, geht eine Beziehung mit der attraktiven Reporterin ein, was die laufenden Ermittlungen natürlich verkompliziert.

Salvador „Sal“ Price (Santiago Cabrera) steigt zur Mitte der siebten Staffel in die Serienhandlung ein. Der charismatische Kriminaljournalist verdingt sich als Buchautor. Mit seinen Recherchen bringt er Dexters Privatleben durcheinander. Nicht nur, dass er gegen Dexters neue Liebe ermittelt, zu allem Überfluss bandelt er mit Debra Morgan an – die Schwester und Vorgesetzte von Dexter.

Das Bild zeigt die Journalistin Christina Hill aus der US-Serie Dexter.

Kritischer Blick? Eher bockig! Journalistin Christina Hill (links) bekommt von Miami Metro Police Department-Ermittlerin Debra Morgan eine Abfuhr.

Christina Hill, die Süßholzrasplerin

Funktion: Die großen Wendungen verraten wir natürlich nicht. Nur so viel: Beide Journalisten sind Antagonisten – was in einer Serienwelt, in der es ein düsteres Geheimnis zu bewahren gilt und die Enthüllung der Wahrheit als Angriff auf das Familienidyll gewertet wird, nur folgerichtig ist. Weniger konsequent waren die Autoren hinsichtlich der Figurenzeichnung. Entgegen der allgemeinen Gepflogenheiten im Serienskript erscheinen sowohl Christina Hill als auch Sal Price erstaunlich eindimensional.

Christina Hill ist der Inbegriff einer berechnenden Süßholzrasplerin: Für eine gute Story wärmt sie gerne das Bett ihres potenziellen Tippgebers an. Auch wenn sie Gefallen an ihrem Lover aus dem Morddezernat findet, der Tauschhandel Sex gegen Information steht eindeutig im Vordergrund. Die journalistische Integrität ist schon in der ersten Staffelfolge beschmutzt, und sie wird ganz sicher nicht durch ihre penetranten Versuche, Interviews mit traumatisierten Opfern einzufädeln, aufpoliert. Das Drehbuch entlarvt Christina Hill schon in den ersten Minuten als durchtriebene Informationserschleicherin – ein Kniff, der sich als ein dramaturgischer Bumerang erweist: Die spätere Charakterentwicklung zum Ende der Staffel nimmt ihr niemand mehr ab.

Das Foto zeigt den Journalisten Sal Price aus der Serie Dexter. Hier ist er im Zwiegespräch mit der Hauptfigur Dexter Morgan zu sehen.

Quid pro quo? Der invstigative Buchautor Sal Price (links) im Zwiegespräch mit Dexter Morgan (Michael C. Hall), Protagonis der Serie.

Sal Price: Ein Stelzbock im Schafspelz

Der investigative Schreiberling Sal Price hat die vergleichsweise dankbarere Aufgabe: Er scheidet aus der Serie aus, noch bevor man ihm eine fehlende Entwicklung attestieren könnte. Was seine Informationsbeschaffungsmaßnahmen betrifft, ist er Christina Hill voraus. Nicht nur, weil er bereits ein gestandener Bestsellerautor ist – er scheint auch das Prinzip der Intensivrecherche verstanden zu haben. Zumindest vermittelt er den Eindruck, dass er in der Lage ist, Querverbindungen zu ziehen. Das Drehbuch wiederholt jedoch denselben Fehler wie bei Christina Hill, indem es einen potenziell ambivalenten Charakter vorschnell diskreditiert. Denn obwohl es Sal Price besser kann, wählt auch er den einfacheren Weg: Er bedroht und besticht seine Interviewpartner und stelzbockt der Chefermittlerin hinterher (die sich auch noch geschmeichelt fühlt und ihn zur Leibesvisitation einlädt…).

Trivia: Da es ansonsten nicht viel aufregendes über die Dünnbrettbohrer Christina Hill und Salvador Price zu berichten gibt, kommen wir jetzt zu etwas völlig anderem: Jennifer Carpenter, Dexters Serienschwester, spielt im REC-Remake Quarantäne die Rolle der Journalistin Angela Vidal. Wer weiß, wofür diese Info gut ist?

Nachhaltigkeit: Beide Figuren sind Randnotizen. Im Kosmos der Film- und Serienjournalistin sowieso, aber auch im Kontext der Serie. Das erklärt vielleicht die mangelnde Fürsorge seitens des Drehbuchs. Andererseits fügen sich Christina Hill und Sal Price hervorragend ins unrühmliche Bild der klischeebeladenen Hollywood-Journalie, die vor allem in Nebenrollen gerne die Eigenschaften eines skrupellosen Aasgeiers übernimmt. Einen Berufsstand problematisieren, schön und gut. Dann aber bitte mit mehr Hirnschmalz. Gerade von einem seriellen Format erwarte ich, dass es seine Vorteile gegenüber dem Spielfilm ausspielt.


Dünnbrettbohrer hin oder her – die Serie ist (von kleinen Durchhängern abgesehen) ein Genuss. Hier gibt es alle Staffeln auf BluRay & DVD.

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