Ein Medienskandal als deutsche Feel Good-Komödie: Im Podcast reden wir über Tausend Zeilen, Bully Herbigs Adaption der Causa Relotius.
Ein Medienskandal als deutsche Feel Good-Komödie: Im Podcast reden wir über Tausend Zeilen, Bully Herbigs Adaption der Causa Relotius.
Text & Moderation: Patrick Torma. Bild: UFA/Warner Bros. Germany.
Zugegeben, journalistenfilme.de kommt etwas spät zur Party: Bereits Ende September lief Michael „Bully“ Herbigs Tausend Zeilen in den deutschen Kinos an. Seitdem sahen 250.000 Menschen den Film, der auf wahren Medien-Begebenheiten beruht: auf dem Skandal um die gefälschten Reportagen des Reporters Claas Relotius.
Zur Auffrischung: Im Dezember 2018 veröffentlichte der SPIEGEL einen Enthüllungsbericht, der Verfehlungen im eigenen Hause zum Gegenstand hatte. Darin gab die Chefredaktion zu, dass das Magazin über Jahre hinweg Reportagen abgedruckt hatte, die zu weiten Teilen der Fantasie ihres Autors entsprungen waren. Wie sich herausstellte, nahm es Claas Relotius, ein vielfach prämierter, intern hoch gehandelter Jung-Reporter, mit der Wahrheit nicht sonderlich genau.
Aus Tausend Zeilen Lüge wird Tausend Zeilen
Ans Licht gebracht wurden die Manipulationen von dem freien Reporter Juan Moreno, Ausgangspunkt war eine Arbeit an einem gemeinsamen Text. In seinem Buch Tausend Zeilen Lüge, später Grundlage für Bully Herbigs Film, rekonstruiert der Journalist die Entlarvung, angefangen bei den ersten Verdachtsmomenten gegen Relotius bis hin zum endgültigen Einsturz seines Fälschungsystems. Dabei analysiert Moreno auch die Umstände, die es Relotius überhaupt erst ermöglichten, dieses System zu etablieren.
Auch wenn derzeit nicht gerade die Zeit für Zuschauerrekorde in den Lichtspielhäusern ist: Blickt man aufs reine Einspielergebnis, ist Tausend Zeilen der bislang schwächste Film des deutschen Erfolgsregisseurs. Woran das liegt, darüber rede ich mit Kai Remen. Er ist Filmblogger & -podcaster, Volontär und damit Journalist in Ausbildung, als solcher wurde er von dem Fall Relotius inmitten seines Studiums „getroffen“.
Nehmen wir uns Journalisten zu wichtig?
Daher steigen wir, ohne den Skandal in aller Ausführlichkeit zu rekapitulieren, zunächst mit unserer persönlichen Perspektive ein. Welche Schlüsse haben wir aus diesem Vorfall für uns und unsere Arbeit gezogen? Danach erst gehen wir auf den Film ein, wobei wir uns vor allem entlang der Bruchlinien bewegen: Inwieweit fängt Tausend Zeilen den Spirit der Buchvorlage von Juan Moreno ein? Welche Stilmittel eignen sich hierfür? Welche weniger? Und – ganz wichtig: Für wen ist der Film eigentlich gemacht? Was uns auch zur Frage führt: Nehmen wir uns Journalisten zu wichtig?
Worauf wir nur am Rande eingehen: die konkreten Unterschiede zwischen Film und Buch. Dazu wird an anderer Stelle auf diesem Blog zu lesen sein.
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COMMENTS
Lieber Patrick,
ich hab mich heute so gefreut als die neue Folge auf meinem Podcatcher erschien! Den Skandal hab ich damals verfolgt, das Buch gelesen und den Film habe ich ebenfalls gesehen. Ganz wunderbar, wie ihr den Film auf den Punkt bringt. Ich musste schon laut loslachen, als ich im Kino saß und am Ende hörte “wie der Journalismus betrogen wurde”. Da bleibt einem schon die Spucke weg. Kai bringt es gut auf den Punkt, das nicht das System angeprangert wird, sondern lediglich Einzelpersonen die ihren Job nicht richtig machen, gezeigt werden. Im Grunde ein Unterhaltungsfilm, mehr nicht.
Grüße
Valerie
Liebe Valerie,
vielen Dank für deinen Kommentar – und fürs freudige Hören! 😉 Ja, der Kai hat da den richtigen Zugang gefunden, war am Ende auch noch etwas enttäuschter als ich. Meine Erwartungen hatte ich runtergeschraubt, nichtsdestotrotz: schade, hätte gut werden können.
Liebe Grüße
Patrick
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