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Pixel-Journalisten #3: Miles Upshur aus Outlast (2013)

Eine Nervenanstalt ist der ideale Schauplatz für eine verdeckte Recherche: In Outlast geht Journalist Miles Upshur grausigen Gerüchten nach.

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Eine Nervenanstalt ist der ideale Schauplatz für eine verdeckte Recherche: In Outlast geht Journalist Miles Upshur grausigen Gerüchten nach.

Text: Patrick Torma. Bildmaterial: Red Barrells.

Das Spiel

Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein: Das kanadische Studio Red Barrels war nicht das erste, das auf Hide & Seek-Horror setzte. Doch der Independent-Titel Outlast verschaffte dem Spieleprinzip anno 2013 einen regelrechten Boost. In Hide & Seek-Games ist die Spielfigur meist wehrlos. Die beste Option, Konfrontationen mit der KI zu überstehen, ist, ihnen aus dem Weg zu gehen. Bekannte wie frühere Vertreter aus dem Independent-Sektor waren Slenderman oder Amnesia. Outlast mit seiner B-Kino-reifen Präsentation kurbelte die Popularität des Genres an, so dass letztlich auch AAA-Titel wie Alien Isolation dieses Konzept adaptierten. In diesem Spiele-Ableger der Alien-Franchise wird der Spieler vom ikonischen Xenomorph durch eine schlauchige Raumstation gescheucht.

Die Handlung

Der Investigativjournalist Miles Upshur erhält von einem Whistleblower den Hinweis, dass in der Nervenheilanstalt Mount Massive illegale Experimente an den Bewohnern durchgeführt werden. Upshur nimmt die Einrichtung während eines nächtlichen Besuches in Augenschein. Er kann nicht glauben, was er dort sieht. Die Patienten sind aus ihren Zellen ausgebrochen und haben in ihrem Wahnsinn das medizinische Personal niedergemetzelt. Ein sterbender Wärter rät Miles, sich aus dem Staub zu machen. Doch der Reporter wird von einem spirituellen Führer dieses Exzesses betäubt und in die Tiefen der Anstalt verschleppt.

Miles Upshur, unseren Protagonisten, bekommen wir nie vollständig zu Gesicht. Was wir wissen: Er ist Enthüllungsjournalist.
Miles Upshur, unseren Protagonisten, bekommen wir nie vollständig zu Gesicht. Was wir wissen: Er ist Enthüllungsjournalist.

Die Figur

„Du schlüpfst in die Rolle von Miles Upshur, einem Enthüllungsjornalisten, dessen professioneller Ehrgeiz ihm eine Reise durch die Hölle auf Erden beschert. Da du mit Vorliebe Geschichten auf den Grund gehst, um die andere Journalisten einen großen Bogen machen, hast du dich entschlossen, das dunkele Geheimnis im Herzen der Nervenheilanstalt Mount Massive aufzudecken“, heißt es im Prolog über die Spielfigur, die wir nie vollständig zu Gesicht bekommen, sondern aus der Ego-Perspektive heraus steuern. Miles Upshur ist ein sprechender Name und spielt auf den Ausdruck „miles up shore without a paddle“ an, welcher sich wörtlich in etwa mit „meilenweit vom Ufer entfernt, und das ohne Paddel“ übersetzen lässt. Soll heißen: Miles ist zu weit abgetrieben, um dem Irrsinn in Mount Massive auf direktem Wege zu entkommen.

Stattdessen bleibt ihm nichts anderes übrig, den Geschehnissen in dem Sanatorium nachzuspüren. Mit Kamera und Notizblock „bewaffnet“, dokumentiert der Reporter die Hinweise, die er im Laufe seines Horror-Trips findet. Wobei die Kamera eine spielerische Schlüsselfunktion einnimmt. Dank ihres Nachtsichtmodus ist sie das Auge, das es uns erlaubt, im Dunkeln zu sehen. Darüber hinaus ist die Profession der Spielfigur Mittel zum Zweck. Für das eigentliche Spiel ist es egal, ob Miles Journalist ist oder nicht, allerdings erklärt sie a) die Motivation hinter dieser Feldrecherche und b) weshalb jemand einen Camcorder mit sich schleppt. Ähnliche Funktionen erfüllen Journalistenfiguren in Found Footage-Filmen wie REC, The Tunnel oder 51 – sie lassen die konstruierte Ausgangslage etwas nachvollziehbarer erscheinen. Wobei: Völlig an den Haaren herbeigezogen ist die Prämisse “Journalist infiltriert Nervenheilanstalt” nicht. Beispielsweise machte die Reporterin Nellie Bly Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrer Undercover-Reportage 10 Days in a Madhouse den Muckraker-Journalismus populär.

Warum heute noch spielen?

Ich geb’s zu: Allzu lang habe ich Outlast damals nicht ausgehalten, aus Sorge um die eigene Pumpe. Ob man mit dieser Art von Spiel etwas abgewinnen kann, hängt primär von der eigenen Schreckhaftigkeit und der Länge des Geduldsfaden ab. Beides war nur semi-ausgeprägt zu dieser Zeit. Dank Gronkh habe ich den Abspann zumindest als passiver Zuschauer abfahren sehen. Wer aber Gefallen findet und nach Teil 1 weiteres Futter benötigt: Die Fortsetzung Outlast 2, dessen Handlung vom Jonestown-Massaker im Jahre 1978 inspiriert ist, schickt ebenfalls einen Journalisten durch die Survial-Horror-Hölle.

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Für Hartgesottene: Outlast ist eine Nervenprobe. Inzwischen ist die Hide ‘n’ Seek-Serie als Trilogie erhältlich. Fröhliches Gruseln!

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