Die unendliche Erinnerung zeigt, wie der an Demenz erkrankte Augusto Góngora und seine Frau Paulina Urrutia dem unvermeidlichen Verfall trotzen.

Die unendliche Erinnerung zeigt, wie der an Demenz erkrankte Augusto Góngora und seine Frau Paulina Urrutia dem unvermeidlichen Verfall trotzen.
Text: Patrick Torma. Bildmaterial: EuroVideo / Piffl Medien.
Zeitlebens bewahrte er das historische Gedächtnis Chiles. Zum Ende seines Lebens hin verlor er sein eigenes. Augusto Góngora gehörte zu den prominentesten Journalisten des Landes. Als solcher trug er dazu bei, dass die Verbrechen des Pinochet-Regimes (1974 bis 1990) in einer Zeit des demokratischen Aufbruchs nicht unter den Teppich gekehrt wurden. 2014 wurde bei dem damals 62-Jährigen eine Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert. Ab 2020 zeigten sich die Symptome einer schweren Demenz.
2016 heiratete Augusto Góngora seine langjährige Partnerin Paulina Urrutia. Auch sie ist in Chile keine Unbekannte. Zwischen 2006 und 2010 leitete die Schauspielerin das Kulturministerium ihres Landes. Sie und Góngora waren bereits seit über 20 Jahren ein Paar, als die chilenische Regisseur Maite Alberdi begann in bewegenden Bildern den Kampf der beiden gegen das Vergessen festzuhalten.
Augusto Góngora coverte die Verbrechen des Pinochet-Regimes
Liebevoll wie beharrlich Paulina erinnert ihren Augusto daran, wer er ist, welchen politischen Impact seine Arbeit einst besaß und welche Wege ihre Liebe genommen hat – bis auch sie irgendwann kaum noch gegen den geistigen und körperlichen Verfall ihres Mannes ankommt. Weil in den Drehzeitraum die Corona-Pandemie fiel, musste sich Paulina zwischenzeitlich nicht nur um ihren Augusto, sondern auch um die Fortführung der Filmaufnahmen kümmern. Diese doppelte Fürsorge verleiht dem Dokumentarfilm Die unendliche Erinnerung eine zusätzliche Intimität. Die schmerzhaft-schöne Botschaft: Nicht die Krankheit bestimmt, was von einem Menschen bleibt – der Film ist eine Ode an die Kraft der Liebe.
Premiere des Films war im Januar 2023 auf dem Sundance-Festival. Vier Monate später hörte Augusto Góngoras Herz auf zu schlagen. Die unendliche Erinnerung gewann etliche Kritikerpreise und war sogar in der Kategorie „Beste Dokumentation“ für den Oscar nominiert. Der Film musste sich jedoch der schonungslosen Kriegsdokumentation 20 Tage in Mariupol geschlagen geben. In Góngoras Heimat Chile übernahm der Film an seinem Startwochenende die Spitze der Kinocharts und entthronte dabei den Mega-Blockbuster Barbie.
______
Lust, diesen bewegenden Film zu sehen? Wenn du den Film über den folgenden Link beziehst, zahlst du nicht mehr als sonst. Aber du unterstützt die Arbeit auf journalistenfilme.de. Denn ich halte eine kleine Provision, die ich in den Betrieb der Seite buttere. Vielen Dank dafür!
Die unendliche Erinnerung als VoD oder auf DVD
COMMENTS