Über journalistenfilme.de

Gestatten, Patrick Torma. Dein Filmvorführer auf journalistenfilme.de! Wenn Du mehr über mich, abseits dieses Blogs, erfahren willst: Besuche doch mal www.patrick-torma.de.

Was ist journalistenfilme.de?

Schon wieder so ein Filmblog. Diesmal ohne klassische Filmkritiken. Ok, zugegeben – natürlich komme ich nicht umher, meine Meinung zur Qualität eines Films festzuhalten. Die zentralen Fragestellungen sind jedoch andere: Welche journalistischen Werte vermittelt ein Film? Welche realen Scoops liegen den Beiträgen zugrunde? Auf welche Dramatisierungen und Klischees greift ein Film zurück? Unterhaltsames, Skurriles und Erhellendes aus der Welt des auf Zelluloid gebannten Journalismus runden das Programm ab.

Seit 2015 gibt es den Blog bereits, seit 2020 gehört ein regelmäßiger Podcast zum Programm. Über 200 Filme von 1898 bis heute habe ich inzwischen besprochen. Ich darf es so sagen: journalistenfilme.de ist im deutschsprachigen Raum DIE Anlaufstelle zum Thema journalistischer Darstellungen im Film.

„Journalistische Werte im Film“? Wieso sollte sich jemand für so etwas interessieren?

Hand aufs Herz: Wer mag schon Journalist*innen? Der Journalismus befindet sich (noch immer, Anm. d. Autors zum Zeitpunkt des Relaunches im Frühjahr 2021) in einer Vertrauenskrise. Und das nicht erst seit dem Revival der„Lügenpresse“. Jahr für Jahr gelingt es der „Journaille“, Top-Platzierungen auf der Skala der unglaubwürdigsten Berufe zu ergattern. Und doch kennt jeder mindestens eine Person aus seinem Bekanntenkreis, die etwas mit Medien machen möchte. Der Freund einer Freundin. Der kleine Bruder. Oder die eigene Tochter. Vielleicht bist Du ja zufällig selbst ein*e Journalist*in. Dann konnten Dich nicht mal die viel zitierte Krise des Journalismus und die zum Teil prekären Arbeitsbedingungen abschrecken. Der Boom mag vorbei sein. Trotzdem gehört Journalist*in noch immer zu den populärsten Berufswünschen. Warum ist das so?

Das liegt in erster Linie daran, dass der Journalismus ein per se spannendes Berufsfeld ist. Auf diesen Trichter muss man allerdings erst mal kommen. Eine Initialzündung für die spätere Berufswahl können fiktive Vorbilder aus Film und Fernsehen sein, bestätigen Studien. Hier kommen die Journalistenfilme ins Spiel. Sind Filme ein Medium, das junge Menschen für den Journalistenberuf begeistern kann? Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die meisten Reporter*innen in Filmen (vor allem in Hollywood-Produktionen, die ein besonders großes Publikum erreichen) sensationsgierige Aasgeier sind. Andererseits fallen mir auch einige positive Gegenbeispiele ein.  Es ist an der Zeit, das Image von Journalist*innen im Film empirisch zu betrachten.

Wieso schwingst ausgerechnet Du Dich auf, Journalisten im Film unter die Lupe zu nehmen?

Kennt Ihr Freddy Lounds? Den schmierigen Zeitungsreporter aus der Harris-Verfilmung Roter Drache? Wenn das kein Schwein ist, wer dann? Als ich den Film zum ersten Mal sah, sammelte ich gerade meine ersten Meriten bei einer Lokalzeitung. Ich war beleidigt. Lounds-Darsteller Philip Seymour Hoffman hatte soeben nicht nur meinen Traumberuf verunglimpft, er hatte mir geradewegs ins Gesicht gespuckt. In Anwesenheit meines Vaters. „Aber, Papa! Journalist ist ein ehrenwerter Beruf!“

Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit Freddy Lounds geschlossen. Auch, weil ich in der echten Welt ein paar noch schwierigere Typen getroffen habe. Doch eines werde ich seit Roter Drache nicht mehr los: Meine reflexartig erhöhte Aufmerksamkeit, wann immer ein/e Journalist*in die Filmszenerie betritt. Fühlt sich an wie eine liebgewonnene Berufskrankheit. Journalistenfilme.de ist meine Art der Therapie.

Was sind für dich Journalistenfilme?

Vorweg: Ich bin mir nicht sicher, ob es den Begriff des Journalistenfilms überhaupt gibt. So richtig offiziell, meine ich. Der Medienthriller hat sich als Genrebezeichnung mehr oder minder durchgesetzt. Die Bezeichnung Journalistenfilm jedoch fühlt sich wie ein zwangloses Kompositum an. Was daran liegen könnte, dass vollblütige Journalistenfilme vergleichsweise selten sind.

Journalistenfilme in Reinkultur stellen in meinen Augen primär das Schaffen eines oder mehrerer Journalist*innen (als Branche) in den Mittelpunkt. Die/der Journalist*in nimmt die Hauptrolle ein, ihr/sein Handeln ist als wichtiger Kommentar zum Zustand des Journalismus zu verstehen. Das Paradebeispiel ist Alan J. Pakulas Die Unbestechlichen: Der Film erzählt die Geschichte der Watergate-Enthüller Bob Woodward und Carl Bernstein und singt gleichzeitig das wohl stimmungsvollste Loblied auf den investigativen Journalismus.

Jedoch kommt ein/e Journalist*in selten allein – in vielen Filmen ist der Berichterstatter nur eines von vielen Rädern in einer großen Maschinerie. Ein Zünglein an der Waage. Man denke etwa an Maddy Bowen in Blood Diamond. An Robert Graysmith in David Finchers Zodiac – Die Spur des Killers. Oder an eben jenen Freddy Lounds in Roter Drache. Diese drei Beispiele sind in meinen Augen keine Journalistenfilme im eigentlichen Sinne. Und doch transportieren diese Filme ein gewisses Journalistenbild – was sie wiederum für eine Betrachtung auf diesem Blog interessant macht. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich will mich bei meiner Auswahl nicht von einer zu engen Definition leiten lassen. Hauptsache, es kommen Journalisten vor.

Was sind deine Lieblings-Journalistenfilme?

Bei meiner absoluten Nummer 1 muss ich nicht lange grübeln: Die Unbestechlichen ist ein Meisterwerk. Punkt. Die Urmutter des Journalistenfilms. Michael Manns The Insider ist in dieser Hinsicht ein würdiger Nachfolger. Ansonsten schmeckt mir bitterböse Medienkritik a là Nightcrawler, Mann beißt Hund oder No Man’s Land ganz gut.  Auf dem humoristischen Parkett geht nichts über Anchorman.

Was schaust Du sonst so?

Nicht nur Journalistenfilme. Ich bin das, was man einen schmerzlosen Allesgucker nennt. Meine Sehgewohnheiten werden im Großen und Ganzen von Hollywood bestimmt, dazwischen werfe ich aber immer etwas Programm- und Trashkino ein. Zu meinen Lieblingsfilmen gehören etwa Alien, Fight Club, Clockwork Orange, Cinema Paradiso, Zurück in die Zukunft, Star Wars – Das Imperium schlägt zurück, Das Urteil von Nürnberg, Nosferatu, Die Ermordung des Jesses James durch den Feigling Robert Ford, Straw Dogs, Westworld, Super Inframan u.v.m.

Ob stiller Stammleser, konstruktiver Nörgler oder enthusiastischer Fan: Ich freue mich über jeden im Netz, der sich mit meinen Texten beschäftigt. Schließlich steckt in journalistenfilme.de viel Zeit und Herzblut. Wenn jetzt noch jemand den Entschluss fasst, mir unter die Arme greifen zu wollen, macht mich das nicht nur glücklich, sondern auch ein wenig stolz. Helfen könnt Ihr mir mit…

… sachdienlichen Hinweisen: Meine Texte sind stets gewissenhaft recherchiert. Ich schließe aber nicht aus, dass mir ab und an ein Fauxpas durchgeht. Solltet Ihr auf Ungereimtheiten stoßen, stellt mich ruhig an den virtuellen Pranger (aber lieb, bitte). Auch freue ich mich über Tipps zu mir unbekannten Journalistenfilmen. Solltet Ihr zufällig für einen Publisher arbeiten, der demnächst einen Journalistenfilm im Programm hat, lasst mir doch eine Info zukommen (patrick [at] journalistenfilme [punkt] de).

… Mundpropaganda: Euch gefällt, was Ihr auf journalistenfilme.de lest? Dann teilt das Wort mit Euren Mitmenschen. Verlinkungen und Social Shares sind bekanntlich das Salz in der Blogger-Suppe.

… Geld (natürlich): Lust, den einen oder anderen hier vorgestellten Film nachzuholen? Mit einem Klick auf die gekennzeichneten (!) Affiliate-Links werdet Ihr zur Bezugsseite eines großen Online-Kaufhauses weitergeleitet. Landet der Film in Eurem Einkaufswagen, zahlt Ihr nicht mehr als sonst. Der einzige Unterschied:  Ein kleiner Anteil des Kaufbetrages (fünf Prozent bei DVDs) landet als Provision in meiner Kaffeekasse. Damit löse ich meine Schulden beim Hoster ein, vielleicht bleibt etwas für neue Rezensionsexemplare hängen. Wenn’s ganz gut läuft, setze ich mich in die Südsee ab. Aber keine Bange: Blogbeiträge lassen sich hervorragend in der Hängematte schreiben.

COMMENTS

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    Saskia 8 years ago

    Schöne Idee! Hast Du “The Hour” schon in Deiner Liste (tolle BBC Serie über TV-Nachrichtenproduktion)? Oder “The Most Dangerous Man in America”? “War Photographer” ist auch ein Muss!

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      Hallo Saskia!
      Vielen Dank für Lob & Tipps: Den War Photographer habe ich bereits auf meine Liste, The Most Dangerous Man in America habe ich direkt hinzugefügt. The Hour klingt sehr spannend – allerdings muss ich mit Serien etwas haushalten, da sie sehr zeitintensiv sind.
      Grüße, Patrick

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    Hans Jürgen Kugler 8 years ago

    Endlich mal jemand, der “Mann beißt Hund” verstanden und entsprechend gewürdigt hat.

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      Kann nachvollziehen, dass man “Mann beißt Hund” in den falschen Hals bekommen kann. Meine bessere Hälfte fand den einfach nur abstoßend. In dem, was der Film zeigt, ist er es auch.

      Für mich gehört “Mann beißt Hund” in die Kategorie Lieblingsfilme, die man nicht gerne guckt. Wie “Reqiuem For A Dream” etwa.

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    Joerg 8 years ago

    Wie Filme/Serien ein Berufsbild prägen – das ist eine prima Idee für einen Filmblog. Ich wünsche viel Erfolg, viele Leser, und freue mich natürlich auf den ultimativen SCHTONK!-Text. Und noch ein persönlicher Tipp: DIE MASKE RUNTER (original: DEADLINE – U.S.A.) mit Humphrey Bogart war mein zuletzt gesehener“ Journalistenfilm“.

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      Hallo Jörg,

      vielen Dank für Lob & Tipps – nehme ich gerne mit! SCHTONK! als deutscher Beitrag ist natürlich vorgemerkt für eine Besprechung!

      Beste Grüße, Patrick

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    Markus 8 years ago

    Hallo, mir fallen auch noch 3 Filme die du vielleicht mal vorstellen könntest.
    Shattered Glass. Der Film ist über den Skandal um den Journalisten Stephen Glass der mehrer Artikel gefälscht hat.
    Die Journalistin. Ein Film über die irische Journalistin Veronica Guerin, die über den Drogenhandel in Irland geschrieben hat und 1996 ermordet wurden.
    Der blinde Fleck. Über die Recherche des Reporters Ulrich Chaussy zum Oktoberfestanschlag.

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      Hey Markus,

      Danke für deine Vorschläge. Shattered Glass und Die Journalistin habe ich bereits auf meiner Liste. Der blinde Fleck war bisher…nun ja…ein blinder Fleck bei mir. Klingt auf jeden Fall spannend – versuche, einen deiner Tipps bald zu berücksichtigen!

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    […] DES FBI ausführlich besprochen haben nimmt sich Euer eingespieltes Ermittler-Team mit Podgast Patrick von Journalistenfilme.de sowie Florian und Dominik vom Entertainment Blog die 1993 erschienene […]

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    Hallo Patrick, folgende Anregung: vor dem Hintergrund der Bedeutung der Fotografie für den Journalismus erscheint mir Antonionis “Blow up” auch erwähnenswert, zumal dieser Film nicht nur als zeitgenössisches Meisterwerk zu betrachten ist, sondern auch die Wahrnehmungskrise in der Mediengesellschaft umfassend betont, die sich in der Schlusszene im Park zuspitzt. Der Fotograf Thomas steht am Rand eines Tennisplatzes in einem Park und beobachtet eine Gruppe von Pantomimen, die ein Tennisspiel simulieren. Dann entfernt sich die Kamera und parallel wird das Geräusch von aufprallenden Tennisbällen akustisch eingespielt.
    Und noch ein Hinweis auch zu meinem persönlichen Favoriten “Insider” (Michael Mann): In diesem Film steht nicht nur der Kampf / Krieg um Informationen im Mittelpunkt. Am Anfang des Films steht ein Interview mit einem Führer der Hisbollah . Und am Ende gelang es dem Nachrichten-Producer Bergman über seine Verbindungen zum FBI, dass sein Fernsehsender exklusiv von der Festnahme des Una-Bombers Theodore Kaczynski berichten konnte. Durch diese Einbindung gelingt es Michael Mann ganz subtil, auch stellvertretend auf die Schieflagen des medialen “Terror”diskurses zu verweisen: Wer hat die meisten Leichen im Keller? Die Hisbollah, der Una-Bomber oder die Tabakindustrie?
    Und abschließend, was Interviewtechniken mit Prominenten betrifft, wäre vielleicht auch der Film “3 Tage in Quiberon” von Emily Atef erwähnenswert.

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      Hallo Thomas,

      verzeihe mir meine verspätete Antwort. Danke Dir für die Hinweise – “3 Tage in Quiberon” wird sicher über kurz oder lang hier eine Besprechung finden. Aber der Stapel mit Filmen wird einfach nicht kleiner.

      Vor Antonioni habe ich ehrlicherweise etwas “Muffe” – ich hatte seinerzeit Beruf: Reporter von ihm gesehen. Und danach nie was zu Papier gebracht. Ich hatte das Gefühl, zu dem Film keinen richtigen Zugang gefunden zu haben, und deshalb meine Notizen verworfen.

      Auf die Querverweise zu Insider achte ich nochmal bei der nächsten Sitzung. Der Film hat ja kürzlich 20-Jähriges gefeiert. Eigentlich der perfekte Anlass…aber der Stapel…:)

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    Hallo Patrick,
    kann ich deine beiden Bücher auch im regulären Buchhandel kaufen?
    Danke & Grüße .. Gerd

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      Hallo Gerd,

      zunächst vielen Dank fürs Interesse. Aktuell ist es mit SCOOPS, SKANDALE, SENSATIONEN aber “nur” ein Buch – und bislang nur über diesen großen Online-Versand erhältlich.

      Viele Grüße
      Patrick

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