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The Promise: Christian Bale macht Fotos am Bosporus

1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges: Michael (Oscar Isaac) reist nach Konstantinopel (heute Istanbul), Hauptstadt des Osmanischen Reiches.

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1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges: Michael (Oscar Isaac) reist nach Konstantinopel (heute Istanbul), Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Das Imperium bröckelt, auf den Straßen herrscht Chaos. Inmitten dieses Spannungsfeldes verliebt sich der armenische Medizinstudent in die ebenfalls armenische Künstlerin Ana (Charlotte Le Bon), die ihrerseits lose liiert ist – mit Chris Meyers (Christian Bale), seines Zeichens Fotojournalist der Associated Press. Was The Promise für eine Besprechung auf journalistenfilme.de qualifizieren könnte. Gleichzeitig sorgt das historische Setting für Kontroversen. Der Film, der hierzulande am 17. August 2017 anläuft, durchlebte bereits einen Bewertungsskandal auf der Internet Movie Database (imdb).

Text: Patrick Torma. Bildmaterial: Capelight Pictures.

In den USA erfolgte der Kinostart für das Historiendrama The Promise bereits am 21. April. Mit überschaubarem Ertrag: Gerade mal etwas mehr als 8 Millionen US-Dollar spielte der Film ein – diesem Ergebnis steht ein Produktionsbudget von etwa 90 Millionen US-Dollar gegenüber. Mangelnde Beachtung der Kritiker und der für epische Streifen ungewöhnliche Starttermin im Frühjahr (außerhalb der Award Season) gelten als mögliche Gründe. Der Profit allein sei jedoch nicht die Triebfeder für The Promise gewesen, betonen die Macher. Hatte Regisseur Terry George in Hotel Ruanda den Völkermord an den Tutsi und gemäßigten Hutu aufmerksam gemacht, rückt er nun eine weitere vergessene Tragödie in den Mittelpunkt: den Genozid an den Armeniern vor gut 100 Jahren.

Gerade weil der Film das Andenken an dieses dunkle Kapitel der Geschichte wahrt, kam es im Netz zu Entrüstungsstürmen im Netz. Hintergrund ist, dass die Türkei als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches den Völkermord als solchen nicht anerkennt. Leugner des Genozids forderten dazu auf, The Promise – der übrigens durch eine Spende des 2015 verstorbenen, armenisch-amerikanischen Geschäftsmannes Kerkor Kerkorian (MGM) finanziert wurde – auf imdb mit der niedrigsten Wertung (1 Stern) abzustrafen. Armenier und Menschenrechtler riefen, mit prominenter Unterstützung aus Hollywood, ihrerseits auf, mit 10 Sterne-Bewertungen dagegenzuhalten. Zu welchen brisanten diplomatischen Verstimmungen der Diskurs über den armenischen Völkermord führen kann, konnten wir in Deutschland im Jahr 2016 beobachten. Die Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages konterte der türkische Ministerpräsidenten Erdogan mit Verleumdungsvorwürfen, garniert mit wenig dezenten Hinweisen auf Deutschlands Verantwortung für den Holocaust…

Christian Bale spielt den AP-Fotojournalisten Chris Meyers. Das Historiendrama vor dem Hintergrund des armenischen Völkermordes läuft am 17. August 2017 in den deutschen Kinos an.

Christian Bale spielt den AP-Fotojournalisten Chris Meyers. Das Historiendrama vor dem Hintergrund des armenischen Völkermordes läuft am 17. August 2017 in den deutschen Kinos an.

The Promise & das osmanische Liebesdreieck

Als journalistisch und geschichtlich interessierter Filmfreund bin ich natürlich sehr auf die Darstellung in The Promise gespannt. Auch der Cast macht Lust auf mehr. Christian Bale gehört dank Filmen wie American Psycho, Prestige oder Todeszug nach Yuma zu meinen Lieblingsschauspielern, Oscar Isaac (Star Wars VI, Ex Machina) ist auf einem guten Wege in diese Riege, Tom Hollander und James Cromwell in Nebenrollen sehe ich auch immer wieder gerne. Dazu Serj Tankian (ebenfalls armenischer Abstammung) von System of a Down als musikalischer Berater. Lediglich der mögliche Ballast durch das Liebesdreieck bereitet mir Sorgen – seit Pearl Harbor bin ich gebrandmarkt, was historische Szenarien als Staffage für schmalzige Loves Stories betrifft. Aber da saß ja Michael Bay auf dem Stuhl. Terry George macht’s hoffentlich besser.

3.0
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journalistenfilme.de-Wertung
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